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Mitten im Cyber Valley – dem neuen Silicon Valley Deutschlands – existiert dieser kleine in Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft sehr gefragte Studiengang bereits seit 1971. Heute, in Zeiten, in denen autonome und intelligente Systeme in aller Munde sind, ist er aktuell wie nie zuvor: Technische Kybernetik.


Einführung in die Technische Kybenetik – Ein Interview mit Prof. Dr. C. David Remy

Copyright: Universität Stuttgart


Technische Kybernetik befasst sich mit der mathematischen Modellierung, Simulation und Regelung komplexer dynamischer Systeme. Dynamische Systeme sind Objekte und Prozesse, die sich mit der Zeit verändern oder in Bewegung sind. Mit Hilfe der Modellierung wird das Verhalten solcher dynamischen Systeme durch mathematische Gleichungen beschrieben und mit mathematischen Methoden systematisch analysiert. In einer Simulation können die Gleichungen auf einem Computer ausgewertet werden, um das Verhalten eines dynamischen Systems unter verschiedenen Bedingungen vorherzusagen. In einer Regelung können die Gleichungen verwendet werden, um das System gezielt zu beeinflussen.

Wenn Sie große Freude an der Mathematik haben und sich gleichzeitig auch für Ingenieur- und Naturwissenschaften interessieren, dann sind Sie in der Kybernetik genau richtig. Mit dem Bachelorstudiengang Technische Kybernetik studieren Sie in einem methodenorientierten, interdisziplinären und bestens vernetzten Studiengang an der Universität Stuttgart.

Sie starten ohne Vorpraktikum direkt ins Studium. Dort lernen Sie zuerst die Grundlagen der Ingenieurwissenschaften plus Mathematik. Je nach Interessen können Sie Höhere Mathematik für Physiker, Kybernetiker und Elektroingenieure oder die Mathevorlesungen für Mathematikstudierende hören. Außerdem gibt es von Anfang an Veranstaltungen speziell für Kybernetiker*innen. Und Sie können Schwerpunkte im Bereich Informatik und Künstliche Intelligenz (KI) setzen.

Nach dem Grundstudium, d.h. ab dem 4. Fachsemester, gewinnen die Themen Modellierung, Simulation und Regelung sowie Systemdynamik an Bedeutung. Ihren Neigungen entsprechend können Sie in sogenannten „Anwendungsfächern“ fundierte Kenntnisse aus einem möglichen Anwendungsgebiet der Technischen Kybernetik erwerben.  

Insgesamt stehen 13 Fächer zur Wahl mit natur- oder ingenieurwissenschaftlichem Profil bis hin zu sozio-technischen Themen und Technikphilosophie.


Was kann ich nach dem Bachelor?

  • Nach dem Bachelorstudium beherrschen Sie Methoden und Werkzeuge, die es Ihnen ermöglichen, eine Vielzahl von technischen und anderen Problemstellungen zu bewältigen. Dieses Methodikwissen und das erlernte System- und Schnittstellendenken sind leicht transferierbar und auf viele Problemstellungen anwendbar, egal ob die konkrete Anwendung eine Windkraftanlage, ein Flugzeug, eine chemische Reaktion, eine Verkehrssteuerung oder ein medizinisches Gerät ist.
  • Sie können Systeme nicht nur beschreiben und quantitativ analysieren, sondern auch gezielt, optimal und zuverlässig beeinflussen.
  • Durch den anspruchsvollen Fokus auf Mathematik und Theorie haben Sie Ihre Fähigkeit zur Abstraktion gefördert, also zur Erkennung der wesentlichen Eigenschaften und Bestandteilen eines Problems.
  • Sie können in interdisziplinären Teams an den Schnittstellen der Ingenieur-, Natur und Geisteswissenschaften arbeiten.
     

Überblick zum Bachelorstudiengang Technische Kybernetik an der Universität Stuttgart

Studiengang

Abschluss

Regelstudienzeit

Technische Kybernetik

Bachelor of Science

6 Semester


Auf der Seite der Universität Stuttgart finden Sie die aktuellen formalen Studieneingangsvoraussetzungen und die aktuellen Informationen zur Studienverlaufsplanung sowie weitere Aufgaben und Orientierungsangebote zum Studiengang Technische Kybernetik.

„Die Technische Kybernetik ist eine Männerdomäne.“

Natürlich nicht! Studentinnen sind in der Technischen Kybernetik genauso erfolgreich wie ihre männlichen Kommilitonen. Es ist sogar so, dass der Anteil der Studentinnen vom Bachelor- zum Masterstudium zunimmt. Studentinnen sind also sehr erfolgreich im Bachelor und wechseln zusätzlich noch von anderen Fächern in den M.Sc. Technische Kybernetik.


„Kybernetiker*innen arbeiten nach dem Studium ausschließlich in der Automobilindustrie.“

Die Aussage ist eher falsch. Tatsächlich werden viele Absolvent*innen von den großen Automobilherstellern und Zulieferern angeworben. Doch aufgrund ihrer interdisziplinären Ausbildungen sind Kybernetiker*innen branchenunabhängig. Expert*innen für Modellierung, Simulation und Regelung werden überall gebraucht. Außerdem bekommt fast die Hälfte der Absolvent*innen im Anschluss an das Masterstudium eine Promotionsstelle angeboten.


„Was ich im Studium Technische Kybernetik lerne, kann ich von Anfang an auf konkrete Probleme anwenden.“

Die Aussage ist eher falsch. In den ersten 4 Semestern ist das Studium sehr theoretisch und man lernt hauptsächlich Grundlagen und Methoden. Allerdings liegt gerade darin der Reiz der Kybernetik, denn die kybernetischen Methoden lassen sich auf die unterschiedlichsten Problemstellungen anwenden. Entsprechend breit ist die Auswahl an konkreten Themen und Anwendungsfächern, die am Ende des Bachelorstudiums unterrichtet werden.


„Im Studium der Technischen Kybernetik spielt Mathe keine Rolle.“

Nein. Fast ein Fünftel des Studiums besteht aus mathematischen Grundlagen. Je nach Interessen können Studierende Höhere Mathematik für Physiker*innen, Kybernetiker*innen und Elektroingenieur*innen oder die Mathevorlesungen für Mathematikstudierende hören. Auch in den höheren Semestern wird Mathematik benötigt, denn die Methoden der Kybernetik basieren auf anspruchsvollen mathematischen Konzepten.


„Themen der Technischen Kybernetik wie intelligente und autonome Systeme sind Eintagsfliegen.“

In der Tat sind diese Teilbereiche der Kybernetik gerade stark im Kommen. Das ist allerdings eine sehr positive Entwicklung für Absolvent*innen der Technischen Kybernetik. Und: Diese Themen werden bleiben. Der Studiengang existiert an der Universität Stuttgart bereits seit 1971, ist heute aktuell wie nie zuvor und wird auch in Zukunft nichts von seiner Relevanz einbüßen.


„Die Arbeit mit dem Computer – z.B. Programmieren und Datenauswertungen – ist in der Kybernetik nicht so wichtig.“

Im Gegenteil. Die Lösungen, die Kybernetiker*innen entwickeln, werden oft als Softwarekomponenten in technische Anwendungen integriert. Da diese Programme in realen Systemen wie autonomen Fahrzeugen eingesetzt werden, arbeiten Kybernetiker*innen allerdings immer auch mit Hardware. Doch obwohl Informatik sehr wichtig ist, setzt das Studium keine Informatikvorkenntnisse, wie z.B. Programmiersprachen, voraus.

Die Berufschancen für Kybernetiker*innen sind exzellent und durch die Breite an möglichen Tätigkeitsfeldern weitgehend konjunkturunabhängig. Durch das methodenorientierte und interdisziplinär angelegte Studium eröffnet sich eine Reihe von möglichen Berufsfeldern und Tätigkeitsbereichen, unter anderem:

  • in der Automobilindustrie, insbesondere im Bereich des autonomen Fahrens, der Elektromobilität oder der Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen,
  • in der Robotik, beispielsweise bei der Umsetzung von Ideen aus der Industrie 4.0.,
  • im Bereich der Künstlichen Intelligenz,
  • im Rahmen der Erneuerbaren Energien, zum Beispiel bei der Optimierung von Windparks,
  • in der Pharmaforschung, zum Beispiel bei der Modellierung chemisch-biologischer Prozesse,
  • im wirtschaftlichen Bereich, beispielsweise bei der Optimierung von Lieferketten,
  • in der Forschung an Universitäten oder anderen Forschungsinstituten, wobei eine große Anzahl der Absolvent*innen den Abschluss um eine Promotion ergänzt.