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Kultursoziologische und interkulturelle Grundlagen – Kultursoziologie: Theorien, Konzepte, Befunde

Dieses Aufgabengebiet wurde erstellt von Patrick Glogner-Pilz.


In der Kultursoziologie beschäftigen wir uns mit der wechselseitigen Beeinflussung gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse, kultureller Ausdrucksformen sowie Einstellungen. Es geht darum, zu verstehen, dass kulturelle Barrieren, Kulturgeschmack und Umgangsweisen mit Kultur nicht losgelöst von sozialen und generationsspezifischen Bedingungen betrachtet werden können. Kultur und Gesellschaft können sowohl Konformität als auch Individualisierung befördern (vgl. Reckwitz 2017), ebenso kann Kultur auch der Distinktion dienen und soziale Ungleichheit reproduzieren (vgl. Bourdieu 1998). Ziel ist es, als Student*in die sozialen Bedingungen des je eigenen Kulturverständnisses vor dem Hintergrund der eigenen Rolle als Kulturvermittler zu reflektieren.


Das Quellen- und Literaturverzeichnis zu dieser Seite finden Sie hier.

Aufgabe 1 von 1

Der Volksmund sagt ja: „Über Geschmack lässt sich streiten“. Aber warum ist das so? Was heißt das eigentlich, wenn jemand über eine Person sagt, sie habe Geschmack? Was bedeutet das auch im Zusammenhang mit Kultur? Gibt es so etwas wie einen kulturellen Geschmack, eine Geschmackskultur oder einen Kulturgeschmack? Immer steht man vor einer Vielzahl von Entscheidungen: Welcher Energie-Drink ist der bessere, welcher Joghurt schmeckt nun, welches Handy brauche ich, welche App, welcher Film oder welche Musik sind gerade angesagt. Das sind alles Entscheidungen, die individuell getroffen werden (können), aber nur selten ohne entsprechendes Kontextwissen zirkulieren. Denn es kann schon entscheidend für spezielle Lebenszusammenhänge sein, wofür ich mich entscheide: Im Vorhinein aus Gründen des eigenen Status und im Ergebnis aus Gründen der eigenen Lebensgestaltung. Im Folgenden soll das Thema „Kulturgeschmack“ aus einer kultursoziologischen Perspektive betrachtet werden (Schulze 2005).

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Kulturgeschmack ist eine ‚Gabe der Natur‘, entweder hat man einen guten Geschmack oder man hat ihn eben nicht.

Maßgeblich für die Entwicklung des Kulturgeschmacks ist das soziale Umfeld, in dem ein Mensch aufwächst.

Kulturgeschmack dient immer auch der sozialen Abgrenzung.

Der Kulturgeschmack eines Menschen ist nicht unabhängig vom jeweiligen sozialen Status zu betrachten.

Der Kulturgeschmack von Menschen hat nichts mit ihrem sozialen Hintergrund zu tun.

Die Kultursoziologie in ihrer umfassenden Auseinandersetzung mit dem Menschen und der Gesellschaft erforscht unter anderem die Frage nach der gesellschaftlichen Bedingtheit von Kulturgeschmack. Dies geschieht auch im Zusammenhang der Diskussionen um soziale Ungleichheit. Sowohl kultur­soziologische Theorien als auch die Ergebnisse aus wissenschaftlichen Studien (z.B. Bevölkerungs­umfragen) sprechen dafür, dass Kultur­geschmack maßgeblich durch die Sozialisation eines Menschen – z.B. durch das Elternhaus und die Schule – geprägt ist. Daher kann der Kultur­geschmack auch nicht losgelöst von der sozialen Herkunft eines Menschen betrachtet werden. Zugleich dient Kulturgeschmack immer dazu, sogenannte Distinktion zu prak­ti­zieren, d.h. sich kulturell und sozial von anderen Menschen abzugrenzen.