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Fachspezifische Grundlagen – Literatur und Theater

Dieses Aufgabengebiet wurde erstellt von Christa Schmalzried.


Im Wahlpflichtbereich Theater und Literatur werden einerseits theater- und literaturwissenschaftliche Grundlagen vermittelt, andererseits praktische Schreibwerkstätten und Aufführungsprojekte durchgeführt. Dabei wird nicht nur Wissen zur Theater- und Literaturgeschichte durch die Auseinandersetzung mit literarischen Stoffen und ihrer Rezeption auf den Theaterbühnen von der Antike bis zur Gegenwart thematisiert, sondern ebenso Gattungsfragen und das Kennenlernen sowie die Anwendung verschiedener Text- und Inszenierungsanalysemethoden. Zudem werden in den praktisch ausgelegten Seminaren kreative Schreib- bzw. theatrale Produktionsprozesse aktiv mitgestaltet und dabei eigene ästhetische Ausdrucksformen entwickelt.


Das Quellen- und Literaturverzeichnis zu dieser Seite finden Sie hier.

Aufgabe 1 von 1

WAS IST UNTER DEM BEGRIFF ‚BIOGRAFISCHES THEATER‘ ZU VERSTEHEN?

Der Begriff des Biografischen Theaters scheint derzeit sehr populär zu sein. Die Auseinandersetzung mit den untenstehenden Aussagen ermöglicht vor dem Hintergrund von Norma Köhlers (2012) Überlegungen zur biografischen Theaterarbeit eine Annäherung an die verschiedenen Facetten dieses Begriffs. Es gilt also die Frage zu beantworten, inwiefern bzw. welche biografischen Materialien Biografisches Theater konstituieren.

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Biografisches Theater bedeutet für die Theaterpädagogik, dass das Leben Anderer von den Spieler*innen thematisiert wird.

In der Theaterpädagogik spricht man dann von Biografischem Theater, wenn die Spieler*innen Geschichten aus ihrem eigenen Leben spielerisch bearbeiten.

Der Begriff Biografisches Theater wird in theaterpädagogischen Kontexten ausschließlich verwendet, wenn die Teilnehmenden zunächst autobiografische Texte verfassen und diese Texte anschließend unter der Regie von Theaterpädagog*innen mit professionellen Schauspieler*innen inszeniert und in einem öffentlichen Theater aufgeführt werden.

Biografisches Theater geht u.a. auf Stanislawski zurück, der in seinem Text Die Arbeit des Schauspielers an seiner Rolle (Stanislawski, 1999) beschreibt, wie Schauspieler*innen literarische Figuren psychologisch glaubwürdig und lebendig verkörpern können, indem sie ihre eigenen Gefühle und Lebenserfahrungen mit den Figuren verknüpfen.

Alle Stoffe, in die das Leben real existierender Personen eingeflossen ist, sind biografisch. Aus diesem Grund handelt es sich auch um Biografisches Theater, wenn eine Gruppe von Amateurspieler*innen Shakespeares Königsdrama RICHARD III aufführt.

Sowohl in der theaterwissenschaftlichen Forschung, als auch in der theaterpädagogischen Praxis existieren unterschiedliche Vorstellungen und Arbeitskonzepte, die unter dem Begriff Biografisches Theater subsumiert werden: Franziska Schlößer (2009) ordnet bspw. auch Historiendramen (und somit Shakespeares Richard III) dem Biografischen Theater zu. Auch die schauspielpädagogische Arbeitsweise nach Stanislawski, bei der Schauspieler*innen Figuren psychologisch konturieren, indem sie sie mit eigenen Lebenserfahrungen verknüpfen, wird unter dem Begriff des Biografischen Theaters verhandelt.

In der theaterpädagogischen Praxis wird das Begriffspaar Biografisches Theater meist enger gefasst: Hier wird häufig dann von Biografischem Theater gesprochen, wenn Spieler*innen Materialen ihrer eigenen Biografie theaterästhetisch bearbeiten oder mit ihrem lebensweltlichen Wissen theatral-performativ experimentieren.

Diese Erläuterungen verdeutlichen, dass der Terminus Biografisches Theater mit unterschiedlichen Bedeutungszuschreibungen verbunden ist. Für die Theaterpädagogik definiert Norma Köhler Biografisches Theater allgemein als „Beschreibung und Interpretation des menschlichen Lebens, wobei die Biografie als vorhandene Geschichte gesammelter Erfahrungen (…) virulent ist und in der Darstellung unterschiedlich akzentuiert werden kann“ (2012: 25).