In der Landwirtschaft vollzieht sich gegenwärtig ein massiver Strukturwandel, der mit der Aufgabe vieler kleiner Milchvieh haltender Betriebe und bedingt dadurch einem Rückgang der Nutzung von Grünland einhergeht. Grünland wächst oft auf Flächen, die aus verschieden Gründen nicht als Acker genutzt werden können. Ohne Nutzung würden diese Flächen verbuschen.

Um die durch Grünland geprägten Kulturlandschaften mit Ihrem Reichtum an Pflanzen- und Tierarten und für die Naherholung zu erhalten, müssen für die überschüssige Grünlandbiomasse neue, innovative Verwertungsmöglichen erschlossen werden.

Die Umsetzung des Technologiekonzepts einer grünen Bioraffinierie ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung wertvoller Kulturlandschaften sowie zur wirtschaftlichen Stärkung ländlicher Regionen: Auch werden dadurch die Einkommen bestehender landwirtschaftlicher Betriebe abgesichert und neue Wirtschaftsunternehmen in diesen Regionen angesiedelt. Die eigene Bioraffinerie vor der Haustür könnte am Bauernhof der Zukunft Realität werden.

Die Bioraffinerie-Anlage am Unteren Lindenhof, der Versuchsstation der Universität Hohenheim, liegt in Forscherhand. Doch wenn Bioraffinerien auf dem Bauernhof Einzug halten, braucht es Fachleute, die diese Anlagen planen, bauen und den Landwirt bei der Betreuung und Wartung unterstützen. Diese Fachleute werden, z. B. in den Studiengängen Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergie (Bachelor und Master) an der Universität Hohenheim ausgebildet. Bei entsprechender Spezialisierung erhalten die Studierenden dort eine ingenieurwissenschaftliche Ausbildung, mit der sie dafür hervorragend gerüstet sind.

Zum Nachhaltigen Wirtschaften wird an den Universitäten im In- und Ausland sehr viel geforscht (vgl. dazu bspw. Mandl et al. 2006).

Bei heutige Bioraffinerien, basierend auf Gras, steht vor allem ein Produkt im Vordergrund, das Sie nun herausfinden sollen. Die anderen Produkte werden als Nebenprodukte angesehen, und oft energetisch, z. B. in einer Biogasanlage genutzt. So gesehen kann diskutiert werden, ob dies ‚echte‘ Bioraffinerien sind.

Eine Papierfabrik in Baden-Württemberg vermarket sogenanntes Graspapier. (Es handelt sich um keine Bioraffinerie, da nur ein Produkt hergestellt wird. Die Papierfabrik wäre aber zu einer Bioraffinerie ausbaubar.)

Zellstoff und Papier werden aus Holz hergestellt. Die klassischen Zellstoff-Fabriken wandeln sich zunehmend zu Bioraffinerien.