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Beleuchtung – Gestaltung der Beleuchtung von Kunst- und Kulturgut in Ausstellungen

Das Quellen- und Literaturverzeichnis zu dieser Seite finden Sie hier.

Aufgabe 1 von 2

Unser Kunst- und Kulturgut besteht meistens nicht nur aus einem Stück Stein, Holz, Kunststoff, Leinwand oder Papier. Der Reiz all dieser Gegenstände liegt in den Pigmenten und Farbmitteln, die auf die jeweiligen Oberflächen aufgetragen wurden. Wir bewundern bei unseren Museumsbesuchen oder in historischen Gebäuden die Farbenpracht von Malereien und Zeichnungen aller Art (vgl. Thomson 2011).

Allerdings sind es gerade Farben, die besonders empfindlich auf Lichtenergie reagieren können: Sie bleichen aus oder nehmen einen anderen Farbton an. Und auch, wenn das Material nicht mit Farben versehen ist, reagieren manche Werkstoffe selbst auf Licht (vgl. Michalsky 2011).

Restaurator*innen aller Fachrichtungen stehen also vor der Aufgabe, einen guten Kompromiss bei der Beleuchtung von Ausstellungsgegenständen zu finden. Alle sollen die leuchtenden Farben bewundern können, aber auch folgende Generationen sollen noch in den Genuss dieser einmaligen Kunst- und Kulturgegenstände kommen (vgl. Ashley-Smith et al. 2002).

Wie könnte eine Empfehlung für die Beleuchtung in einer Ausstellung aussehen? Bitte ordnen Sie den Empfehlungen die passenden Argumente zu!

Was spricht für diese Lösung?

Was spricht gegen diese Lösung?

Der Schutz von Kunst- und Kulturgut hat absoluten Vorrang: Besonders empfindliche Gegenstände dürften nicht in Ausstellungen gezeigt werden. Die Ausstellung muss sich auf unempfindliche Gegenstände beschränken.

Heute gibt es viele hochwertige Reproduktionstechniken, die man einsetzen kann, so dass Originale gar nicht mehr gezeigt werden müssen. Man zeigt stattdessen eine täuschend echte Reproduktion.

Wenn ein empfindlicher Gegenstand ausgestellt werden soll, dann muss man dieses eine Stück nicht die ganze Zeit sehen. Man könnte zum Beispiel eine Beleuchtungstechnik verwenden, die nur leuchtet, wenn auch wirklich jemand da ist, um den Gegenstand zu betrachten.

Menschen gewöhnen sich recht schnell an geringe Beleuchtung. Zum Schutz eines empfindlichen Gegenstands kann man eine ganz schwache Beleuchtung wählen. Besucher*innen brauchen etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen, können dann aber alles erkennen.

Gerade farbige Gegenstände müssen gut beleuchtet werden, damit man sie auch entsprechend wahrnehmen und wertschätzen kann. Es geht kein Weg an einer gut beleuchteten Ausstellung vorbei; man muss Schäden durch Licht in Kauf nehmen.

Das ist aus konservatorischer Perspektive eine sehr gute und vor allem sichere Lösung.

Die Bedeutung und Wertschätzung von Kunst- und Kulturgut hängt jedoch auch davon ab, ob eine breite Öffentlichkeit Zugang zu unserem gemeinsamen Kulturgut hat und sich für dessen weitere Erhaltung interessiert und einsetzt. Dafür muss man diese Gegenstände aber auch sehen können – zumindest hin und wieder!

Tatsächlich wird dieser Ansatz auch schon erfolgreich in manchen Dauerausstellungen verfolgt, und in Museumsläden kann man hochwertige Reproduktionen von verschiedenen Kunst- und Kulturgütern kaufen.

Viele Menschen nehmen besonderen Aufwand auf sich, um das Original einmal mit eigenen Augen zu sehen – sie wären sehr enttäuscht, wenn es nur eine Reproduktion zu sehen gäbe, die sie sich überall ansehen könnten. Oder wenn man gar versucht, die Öffentlichkeit mit einer Reproduktion zu täuschen, die vorgibt, das Original zu sein!

Das ist eine sehr elegante Lösung, die sich in vielen Bereichen umsetzen lässt und dafür Sorge trägt, dass der empfindliche Gegenstand nicht unnötig der Lichtenergie ausgesetzt wird.

Bei manchen sehr stark frequentierten Gegenständen kommt dieser Ansatz allerdings einer permanenten Beleuchtung gleich, da Besucher*innen dieses eine, ganz besondere Stück immer sehen wollen.

Dieses Konzept hat einen besonderen Reiz, da das gedämpfte Licht eine ruhige Atmosphäre erzeugt und dazu einlädt, sich intensiv auf eine Ausstellung einzulassen.

Manche Menschen werden durch die geringe Beleuchtung jedoch irritiert, so dass ein abschreckender Eindruck entstehen kann, weil man diese dunklen Räume und ihren Sinn nicht versteht.

Bei einigen modernen Medien, die teilweise nur von sehr geringer Dauerhaftigkeit sind, wird sehr wohl über diese Möglichkeit nachgedacht, vor allem, wenn man den Gegenstand fast identisch reproduzieren kann.

Dieser Ansatz ist schwer vertretbar, wenn man ihn auf Kunst- und Kulturgut aus längst vergangenen Jahrhunderten anwendet, welches vielleicht einmalig auf der Welt ist oder von dem nur wenige Exemplare überhaupt überdauert haben.

Wie die von Ihnen zusammengesetzte Tabelle zeigt, gibt es für die Beleuchtung von Kunst- und Kulturgut keine Patentlösungen, die sich ohne weitere Reflexion auf alle möglichen Objekte anwenden lassen. Die eigentliche Herausforderung besteht vielmehr darin, eine individuelle Lösung zu finden, die insbesondere auch dem Kontext, in dem die Objekte betrachtet werden, gerecht wird.[1] Dazu arbeiten Restaurator*innen interdisziplinär mit Kunsthistoriker*innen, aber auch Naturwissenschaftler*innen und Techniker*innen zusammen, um Ausstellungsmöglichkeiten im Spannungsfeld von Ästhetik, Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit und Erhaltung der Objekte für die Zukunft zu finden.