Die Molekularbiologie befasst sich mit den chemischen Vorgängen an molekularen Strukturen von zellulären Bestandteilen. Das sind in erster Linie die DNA, die RNA und die Proteine. Die Übergänge zwischen der Molekularbiologie, der Biochemie und der Genetik sind fließend.
Die Funktionsweise einer Zelle lehrt uns, dass in der DNA die Erbinformation in Form einzelner Gene gespeichert ist. Soll ein Gen zum Protein übersetzt werden, wird eine Kopie des Gens angefertigt. Diese Kopie nennt sich im Englischen ‚messenger RNA‘. Das Ribosom – eine der kompliziertesten molekularen Maschinen – bindet die ‚messenger RNA‘ und dekodiert ihre Information für den Bau des Proteins. Das Protein verlässt in Form einer Aminosäurekette das Ribosom (Primärstruktur) und beginnt sich nach den Gesetzen der Thermodynamik in Spiralen und Blätter zu falten (Sekundärstruktur). Anschließend lagern sich Spiralen und Blätter zu einer Tertiärstruktur – einer dreidimensionalen Struktur im Nanobereich. Häufig werden gleiche oder verschiedene Proteine in Dimer- oder Multimerstrukturen organisiert (Quartärstruktur).
Proteine, die chemische Reaktionen katalysieren, werden Enzyme genannt. Zur Fortbewegung bilden Bakterien an ihrer Oberfläche molekulare Maschinen, die einen Drehimpuls erzeugen. Spinnenseide bildet Strukturen aus Proteinen, die mit bloßem Auge sichtbar sind.
Will man ein Protein produzieren, besorgt man sich den Bauplan aus dem Wirtsorganismus und bringt ihn in einen Produktionsorganismus. Man kultiviert eine ausreichende Menge des Organismus (z.B. 1 kg) und gibt das Signal zur Produktion des Proteins. Unterdessen füttert man den Produzenten mit Aminosäuren. Im einfachsten Fall kann das fertige Protein anschließend geerntet werden. Im Fall von Insulin muss es steril verpackt werden und kann dem Patienten bzw. der Patientin anschließend injiziert werden.
VOM GEN ZUM PROTEIN - EIN BIOTECHNOLOGISCHER PROZESS
In der Biotechnologie werden etablierte Mikroorganismen zur Produktion von Proteinen wie Insulin genutzt. Von Natur aus ist das Gen für Insulin in Bakterien nicht vorhanden. Es sind mehrere Schritte notwendig, um den genetischen Code des Produktionsorganismus für die Produktion von Insulin zu erweitern.
Bringen Sie die Schritte des biotechnologischen Prozesses in die richtige Reihenfolge.
Herstellen eines Plasmidvektors mit Antibiotikaresistenz und Isolation des Zielgens aus dem Wirtsorganismus
Zu Beginn eines Prozesses muss das Zielgen isoliert und ein Plasmidvektor hergestellt werden. Die Antibiotikaresistenz wird später als genetischer Selektionsmarker benötigt.
Schneiden der Plasmid-DNA und des Zielgens mit einem Restriktionsenzym
Durch das Schneiden mit einem Restriktionsenzym werden gleiche überhängende Enden an den DNA-Strängen sogenannte ‚sticky ends‘ erzeugt.
Einfügen des Zielgens in den Plasmidvektor über die Ligation der DNA-Enden
Die zuvor erzeugten überhängenden Enden werden bei der Ligation durch die Ligase verknüpft, sodass ein Plasmidvektor mit integriertem Zielgen vorliegt.
Transformation des Plasmidvektors in den Produktionsorganismus
Bei der Transformation wird der Plasmidvektor mit Zielgen und Antibiotikaresistenz über elektrische Spannung oder chemische Methoden in den Produktionsorganismus eingebracht. Die Resistenz und das Zielgen für Insulin können dann exprimiert werden.
Selektion der transformierten Zellen über die Antibiotikaresistenz
Im Normalfall nehmen nicht alle Bakterien das Plasmid auf. Überleben können aber nur Bakterien, die vom Plasmid die Antibiotikaresistenz exprimieren, wenn die Nährlösung das Antibiotikum enthält. Diese Bakterien besitzen gleichzeitig auch das Gen für die Produktion von Insulin.
Entwicklung einer Prozessstrategie zur Produktion von Insulin mit E. coli
Sobald E. coli Insulin produzieren kann, stellt sich die Frage, unter welchen Anzuchtbedingungen E. coli die größte Menge Insulin in kürzester Zeit produziert.
Anzuchtlinie des Produktionsorganismus bis zur Produktionskultur in großvolumigen Bioreaktoren
Sobald die idealen Produktionsbedingungen gefunden sind, kann der Prozess in einen Maßstab skaliert werden, der für den Hersteller lukrativ ist. Anzuchtlinie oder seed train nennt man die Reihe vom ersten Bakterienklon bis zur Produktionskultur mit vielen tausend Litern.
Isolierung und Aufreinigung des Proteins
Am Ende der Kultivierung wird das Insulin aus der Fermenterbrühe abgetrennt und gereinigt. In fertigem Zustand ist es rein genug, um dem Patienten bzw. der Patientin injiziert zu werden.